
Vollblutmusiker: Elke Neugebauer und Ed Sperber in vorderster Front beim Benefizkonzert in der Disharmonie. Foto: Uwe Eichler
Das Leben ist kein Ponyhof“: Die Eigenkomposition von Mad Bob liegt symbolträchtig auf dem Noten-Ständer, beim Benefizkonzert in der Disharmonie. Eine Erinnerung daran, dass es, bei all den meist locker abgehandelten Luxusproblemen hierzulande, auch noch die ganz großen Katastrophen gibt: Petra Eisend und ihre Band „P.E.G. World“ haben spontan befreundete Musiker zusammengerufen – sie spielen zu Gunsten der Opfer des „Jahrtausend-Sturms“ und der verwüsteten Ortschaften auf den Philippinen.
„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“: Die Worte des Fuchs an den Kleinen Prinzen, aus dem Werk von Antoine de Saint-Exupéry, sind das Motto des zertifizierten Münsterländer Vereins „Aktion Kleiner Prinz – Internationale Hilfe für Kinder in Not“, dem der Erlös des Konzerts zugute kommt.
Der Satz passte aber auch gut auf das improvisierte, bunt gemischte, handwerklich großartige Zusammentreffen langgedienter Musiker, zu Jazz, Funk, Rock, Blues und mehr: Musiker mit durchgereiftem Stil, die sich selbst treu geblieben sind, die ungeprobt und frei vom Herzen weg für Menschen in Not eintreten können.
Dazu gehörten die global beheimatete Percussionistin Petra Eisend, ihre Mitstreiter Tobias Götz (Schlagzeug) und Tobias Pawlick (Bass), außerdem Piano Man Mad Bob, Saxophonist Fritz Wenzel, Gitarrist Tim Jäger und, als, so Eisend, „schönster Schlagzeuger über 50“, Gunnar Olsen. Marktheidenfelds cool rockender Gitarrenmagier Mike Viertel (in der Schweinfurter Livemusikszene derzeit mit „Mischbrett“ unterwegs) spielte auf der Leihgitarre die „Crossroads“ von „Cream“ – wie überhaupt Marktheidenfelder Musiker gut vertreten waren.
Dazu kamen Sängerin Elke Neugebauer sowie Jazz-Überflieger Ed Sperber, der sich freute, endlich mal auf den Brettern der Kulturwerkstatt zu stehen: 50 Jahre sei er nun schon im Geschäft. Für das Publikum gab es Altbewährtes und Junggebliebenes, dank Neugebauers erstklassiger Jazzstimme im Dialog mit Grandseigneur Sperber, erst an der Klarinette, dann am Saxophon: die Sozialballade Mackie Messer („die im Dunklen sieht man nicht“) „Für mich solls rote Rosen regnen“ von der Knef oder Louis Armstrongs „Wonderful World“. Die leichte Patina und der abgeklärte Pathos der Klassiker verliehen dem Abend ein besonderes Flair.
Zuletzt enterte dann noch ein „Sohn Mannheims“, Georg Pavicic, zusammen mit Thilo Weber die Bühne (beide unter anderem bekannt von „Race“). Als Sahnehäubchen gab’s Frank Sinatra, als Kirsche obendrauf Bob Dylan. Ein stimmungsvolles Konzert, mit einer sanften Prise „Live Aid“. Die vielen Besucher haben nicht nur anderen, sondern auch sich selbst etwas Gutes getan – die beste Kombination. Am Ende kamen, von der Disharmonie aufgerundet, 1200 Euro für den „Kleinen Prinz“ zusammen.
Quelle: Mainpost.de