Liebe Freunde und Freundinnen der sanften Klänge und faszinierenden Rhythmen,
Corona hat in vielen Bereichen unseres Lebens maßgebliche Veränderungen mit sich gebracht. Am Anfang war noch viel die Rede von Entschleunigung, Wandlungsmöglichkeiten und Chancen aus der Krise. Auch ich habe zunächst ein großes Aufatmen verspürt; weniger Druck durch ständig wachsende Anforderungen in der Arbeit als Selbständige, mehr Muse und Zeit zum Musizieren, usw. … von wegen!
Mittlerweile hat – trotz aller Möglichkeiten, die sich VIELLEICHT aus den momentanen Gegebenheiten bieten – auch eine wirtschaftliche Misere ergeben, deren wahres Ende eh noch nicht abzusehen ist. U.a. mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird sich im Herbst eine Pleitewelle anbahnen. Fraglich bleibt natürlich auch, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln werden.
Persönlich bin ich froh, in einem Land zu leben, dass trotz aller kritikwürdigen Punkte im Umgang mit der Krise, für unglaublich geringe Zahlen gesorgt hat.
Nur muss ich leider feststellen, dass wir Kulturschaffende – und nicht nur die Künstler und Veranstalter selbst, sondern auch alle „Zulieferbetriebe“, also Lichttechnik, Tontechnik, Caterer, Toilettenwagenbetreiber, Gastronomen, Grafiker, Druckereien, Fotografen, Webdesigner ? – wirklich an die Wand gefahren wurden. Bei allem Verständnis für die notwendigen Massnahmen.
Für mich und mein Handpan Studio bedeutet dies folgendes:
- Ich möchte diesen wunderbaren Raum unbedingt aufrecht erhalten. Ich habe soviel Herzblut, Zeit und Geld in die Sanierung des Handpan Studios gesteckt. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen Vermietern bedanken, die ausdrücklich jederzeit Gesprächsbereitschaft signalisiert haben.
- Seit 15. Juni dürfen Workshops wieder anlaufen. Ich freue mich HEUTE auf einige Teilnehmer des Handpan Aufbau-Workshops, die aus ganz Deutschland angereist kommen und das Studio und mich in meiner Arbeit bereits kennen.
- Die Absage der beiden Konzerte von „Petra Eisend & Band“ im Mai waren für persönlich der größte Tiefschlag. Wir hatten wirklich große Pläne: Gamiel, ein argentinischer Videokünstler, hatte mir sein wunderschönes Material zur Nutzung freigestellt (?.) Geplant war, das Konzert mit Videoinstallationen zu begleiten und daraus ein Promo-Video zu gestalten. Ich muss leider feststellen, dass ich für dieses große Projekt keine Zukunft mehr sehe. 2020 ist gelaufen, wer 2021 im Veranstaltungsbereich überleben wird, werden wir sehen. Und Fakt ist auch, dass ich mit zunehmenden Alter keine wirkliche Perspektive mehr im Konzertleben sehe.
- Ich hatte mich sehr auf das Theaterfestival in Isny gefreut, genauso wie auf das „Health.Hope.Happyness-Festival“ von Merle Zink auf Schloß Bettenburg. Aber auch diese Veranstaltungen wurden abgesagt. Dies alles neben diversen Solokonzerten, Begleitungen für Yoga, Trauerfeiern usw.
D.h. sämtliche Termine, Workshops bei mir im Handpan Studio ausgenommen, sind abgesagt. Das Konzert mit CelloPan im September im Augustinum SW ausgenommen. Auch da ist aber noch nicht klar, in welcher Form wir es stattfinden lassen können. Öffentlich oder intern oder gar nicht. Zu zweit oder als Solokonzert.
Für mich ist der große Profit aus Corona, dass ich nun endlich an einem lange gehegten Projekt arbeite: ich schreibe an einem Buch, welches meine Erfahrungen aus 35 Jahren Auseinandersetzung mit Rhythmus, Trommeln, Djembe, Handpan, Unterricht, Konzerten, Üben, Höhen und Tiefen wiedergeben soll! Dazu wird es in Bälde immer wieder „news“ geben.
Ein weiterer Bereich, den ich gerne ausbauen möchte: die Handpan in die Trauerarbeit zu integrieren. Seit Jahren spiele ich immer wieder auf Trauerfeiern und bemerke die außerordentliche Qualität des „neutralen Klangraums“, den ich mit meiner Musik und der darunter liegenden Emotion gestalten kann. Hier sehe ich eine äußerst sinnvolle Arbeit mit meinen Klängen, mit meiner Musik!
2020 ist damit ein Jahr geworden, das von gravierenden Veränderungen geprägt ist. Wohin die Reise gehen wird, das wissen wir alle noch nicht. Ich kann nur hoffen, dass auch die Politik sich erinnert, dass die Kulturbranche mit insgesamt an die 2 Millionen Beschäftigten und einem Umsatzvolumen, dass weit über die Einspielergabnisse einer Bundesliga gehen, Futter braucht. Und zwar dringend und auf mehreren Ebenen, nicht nur finanziell!